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                       Gedanken zum Tieftauchen

                                   Selbstverständlich ist die ARGE TAUCHEN ÖSTERREICH nicht grundsätzlich gegen jede Form des Tieftauchens                                    eingestellt. Wenn alle Umstände wie Ausbildung und Wissensstand, eine vernünftige und sachliche motivierte                                          Einstellung, Tauchtrainingszustand, kompromisslos perfekte und vertraute Technik, norm- und tiefengerechtes                                          Atemgas, der Partner und alle übrigen Umstände optimal stimmen, ist es möglich, auch unter die für Sporttaucher                                    allgemein empfohlene Tiefengrenze von 30 Meter zu tauchen.

                                   Aber auch in den alpinen Tauchgewässern ist das Tauchen in geringen Tiefen am schönsten und am                                                        interessantesten. Hier kann man ohne sich großen Gefahren auszusetzen die Stille und Schwerelosigkeit                                                  genießen ohne ständig die Tauchcomputer und Finimeterdaten im Kopf haben zu müssen. Hier trifft man nicht                                          selten auf Fischschwärme und man kann Hechte im Seegras auf Beute warten sehen. Auch Kleinstlebewesen wie                                    Köcherfliegenlarven, Käfer, sowie einzeln herum schwimmende Fische wie Forellen, Aale, Lauben und vieles andere mehr kann man nur in den oberen Regionen beobachten. Selbst Spiegelungen von Bäumen und Bergen an der Oberfläche oder eben nur das einfallende Sonnenlicht können eindrucksvolle Bilder in unsere Köpfe zaubern.

Kurzum alles Schöne und Erlebenswerte findet man in den ersten Metern unter Wasser. Und trotzdem wird viel zu oft in große Tiefen von 30 Meter und sogar noch weit darunter abgetaucht. Es bedarf zwar keiner großen Anstrengung oder Leistung sich in die Tiefe fallen zu lassen, aber schwieriger und leider manchmal für den Taucher auch unlösbar wird der gesund endende Aufstieg an die Oberfläche.

So ein Tieftauchgang erzeugt in aller Regel Stress und Belastung, wir erleben dort unten eine dunkle, sehr kalte und lebensfeindliche Welt und es stellt so ein Tieftauchgang sehr große Anforderungen an Mensch und Technik. Suchen wir nicht Erholung, Entspannung und ein schönes Erlebnis in der Natur. Ist es tatsächlich Wert die Gesundheit oder das Leben in Gefahr zu bringen nur um im Taucherlogbuch einen 40, 50, 60 Meter Tauchgang eingetragen zu haben? Ich kann auf eine nunmehr 40 jährige unfalls- und zwischenfallsfreie und sehr schöne Zeit als Taucher, Tauchlehrer und Tauchschulbetreiber zurück blicken. Für mich ist eindeutig klar „30 Meter sind genug“ und in vielen Fällen und da vor allem in unseren kalten Gebirgsseen sind 30 Meter oft schon viel zu tief!

Pacher Andreas, im Dezember 2021

Foto: Angelika Neuhofer, Attersee Schlierwand

Wenn schon Tieftauchen – dann aber richtig !

 

Womit wir beim Thema TecTauchen angelangt wären; Wie zuvor erwähnt und hinlänglich bekannt sollte es kein Tieftauchen mit Pressluft unter 40 Meter geben. Wohl aus den unterschiedlichsten Motivationen heraus wollen aber viele Taucher diese Sporttauchgrenze überschreiten und zum Teil extreme Tiefen aufsuchen. Unseren Gebirgsseen wie vor allem der Attersee, Traunsee, Wolfgangsee, Hallstättersee und der Vordere Gosausee bieten aufgrund der Tiefe, Erreichbarkeit und Schönheit beste Bedingungen dazu wodurch hier eine deutliche Zunahme an TecTauchgängen zu verzeichnen ist. Angesichts dieses enormen technischen Aufwandes dürfte wohl der Kauf einer Dive Card kein Thema sein.

TecTauchen ist aber sicherlich eine Extremform des Tauchens und bringt selbst dem der diese beherrscht mehr Risiko, es beinhaltet mehr potentielle Gefahren und die Fehlertoleranzen sind deutlich geringer. Leider hat TecTauchen das Tauchen nicht sicherer gemacht; so waren zum Beispiel die in den letzten Jahren im Attersee verunglückten Taucher zu einem überwiegenden Teil dem TecTauch Bereich zuzuordnen. Passend oder auch nicht, es muss hier aber festgehalten werden dass bei Unfällen von TecTauchern die Einsatzkräfte auf Grund der meist enormen Tiefe vor große Anforderungen gestellt werden. Und es verlangt der ARGE Tauchen immer wieder ein entsprechendes Engagement ab, um diese beliebten Tauchplätze frei von behördlichen  Einschränkungen zu halten. 

 

Die Extremsportart TecTauchen kann dir aber sicherlich auch hier in unseren schönen Gebirgsseen tolle Erlebnisse bieten, aber nicht jeder Sporttaucher bringt die dafür erforderlichen Voraussetzungen mit. Jedenfalls aber lege größtes Augenmerk auf deine Gesundheit, deine körperliche wie psychische Fitness, auf einen höchstmöglichen Aus- und Fortbildungsstand, achte penibelst auf die Funktionsfähigkeit jedes Ausrüstungsteils, trainiere ständig und taste dicht nur langsam an deine ganz persönliche Grenze vor.

Lass dich vor allem nicht von deinem Tauchfreund, Partner, Tauchlehrer oder der Tauchszene zu Extremtauchgängen verleiten die du, wenn du mit ganzer Ehrlichkeit in dein tiefstes Inneres blickst, eigentlich gar nicht machen möchtest. 100 Meter ist nur eine Zahl, leider aber auch eine Zahl, an der so manches Leben schon gescheitert ist.

Andreas Pacher, im Dezember 2021

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